Das etwas verrückte Projekt, ein mittelalterliches Bauwerk allein mit den Techniken aus dem 13. Jahrhundert zu errichten, dient dazu, altes Handwerk zu erproben und besser zu verstehen. Dort arbeiten Steinmetze, Maurer, Holzfäller und Schmiede Hand in Hand. Und das alles live vor den Augen der 300 000 neugierigen Besucher, die jedes Jahr die Stätte besichtigen. Das gigantische Bauprojekt soll 2025 fertiggestellt sein.
Helfer auf Zeit
Dieses faszinierende Projekt wird von etwa vierzig talentierten Handwerkern angeführt, die jedes Jahr von vielen Praktikanten und freiwilligen Helfern, den Erbauern auf Zeit, unterstützt werden. Wehrmauer, Verteidigungstürme, herrschaftlicher Wohntrakt, Kapelle, Wehrgang... Doch wer moderne Verglasungen und Schallisolation nach neusten Standards erwartet, ist hier falsch: Alles wird nach den Methoden und mit den Materialien gebaut, wie sie im 12. und 13. Jahrhundert zum Einsatz kamen.
Kurse für Besucher
Bei Ihrem Besuch können Touristen den Erbauern bei der Arbeit zusehen. Rund um die im Bau befindliche Burg kann man an den verschiedenen Werkstätten (Schmiede, Steinmetz, Ziegelwerkstatt, Zimmermann, Töpferei, Maler...) Halt machen und die Handwerker mit Fragen löchern. Jung und Alt können auch an den Kursen im Steinmetzen mitmachen und eine selbstgemachte Erinnerung mit nach Hause nehmen. Visuell und auch von den Geräuschen her fühlt man sich hier auf eine Baustelle im Mittelalter zurückversetzt. Man erfährt alles über die Mauern mit Flechtwerkwänden oder Kalk, die Verwendung natürlicher Färbemittel, das Seildrehen und viele andere Techniken.
Optimale Authentizität
Dieses kolossale Projekt mit pädagogischem, touristischem und historischem Hintergrund hat auch wissenschaftliche und ökologische Aspekte. Es versucht, viele Fragen der Baukunst zu beantworten und erforscht mögliche ethische Methoden, bei denen der respektvolle Einsatz von natürlichen Ressourcen im Mittelpunkt steht. Es ist eine Studie für die umweltbewussten Erbauer von Morgen und zielt auf eine optimale Authentizität in allen eingesetzten Techniken ab.
Zweckmäßige Kompromisse
Bei solchen Bauprojekten mit historischen Baumaterialen müssen auch immer Kompromisse gefunden werden. Etwa wenn in das historische Gemäuer ein Museumsbereich untergebracht wird. Dann sollten elegante Elemente aus Glas eingefügt werden. Das ist nicht immer einfach. Dabei kommt es auf den feuchtigkeitssicheren und wärmeisolierenden Übergang zu den historischen Baumaterialen an. Das gefragte Element ist der sogenannte Fensterfalz, der zur Befestigung der Scheibe im Fensterrahmen dient.
Visuelle Eindrücke von der Burg und Tipps für Hotels, Ferienhäuser und Touren bietet die Webseite von france-voyage.com.
Foto: Guédelon, 2017, Stéphane D – Flickr, CC BY-SA 2.0